Das Krankheitsbild CPPS steht für Cronic Pelvic Pain Syndrom und steht für Funktionsstörungen und Schmerzen die über einen längeren Zeitraum gehen.
Untersuchungen und Ergebnisse in den verschieden Bereichen wie Urologie, Gynäkologie, Proktologie und Internistisch bleiben meistens ohne Befund.
Was ist das besondere am CPPS?
Keiner weiß, wo es herkommt, keiner weiß was es ist, alle Möglichkeiten die man bereits versucht hat helfen nicht wirklich.
Doch CPPS ist behandelbar, das auch Schmerzen die schon seit längere Zeit bestehen verschwinden können oder zumindest stark verringert werden, so dass die Lebenssituation sich verbessert.
Warum ist der Schmerz so kompliziert, gerade wenn er länger anhält?
Akute Schmerzen:
Entstehen durch Prellungen, Blutergüsse, Knochenbrüche
Charakteristik: es wird kein Gewebe verletzt und somit ist der Schmerz gleich wieder vorbei
Chronische Schmerzen:
Lang anhaltende Schmerzen über einen Zeitraum von drei oder sechs Monaten.
Chronifizierende Schmerzen:
Lang anhaltende Schmerzen die besonders stark und/oder quälend sind.
Das ist beim CPPS sehr häufig.
Das vegetative Nervensystem wird dadurch verändert, so dass Schmerzen intensiver wahrgenommen werden.
Berührungen und mäßiger Druck kann schon als unerträglich werden.
Folge:
Die Schmerzen können sich ausbreiten und vergrößern. Die Wahrnehmung bzgl. des Schmerzes wird verändert und nimmt ein viel höheres empfinden ein.
Der Schmerz führt zu einer fortlaufenden Beeinflussung und Beeinträchtigung und somit zu einer langfristigen Beeinflussung der Psyche.
Als Betroffener versucht man eine Schmerzvermeidung um die aktuelle Situation nicht zu provozieren und/oder zu verschlimmern. Dadurch kann es zu einem sozialen Rückzug kommen, so dass aufgrund weniger Ablenkung es zu einer Dauerbeschäftigung mit dem Schmerz es kommt. Das ist dann der sogenannte Teufelskreislauf.
Symptome bei CPPS & Chronifizierung?
- Auftretende Schmerzen meistens nur periodisch für wenige Tage oder wenige Wochen
- Schmerzfreie Intervalle zwischen den einzelnen Tagen
- Schmerzen werden häufiger und halten länger an
- Schmerz geht auch nicht mehr in der Ruhephase weg
Intensität des Schmerzes:
Am Anfang ist ein unangenehmer immer wieder vergehender Druck- oder Spannungsschmerz.
Betroffene berichten das sie das persönlich als gar keinen Schmerz empfinden.
Schmerzqualität bzw. Schmerzempfinden:
- anfangs dumpf oder drückend
- später spitz, scharf brennend
- Bis hin zu quälend, bohrend, vernichtend und höllisch
Beteiligende Muskeln:
Die Muskelpartie die betroffen ist wird als Beckenbodenmuskulatur bezeichnet. Die Beckenbodenmuskulatur ist die Muskulatur die in mehreren Muskelschichten im kleinen Becken aufgebaut ist. Diese Muskeln haben als Aufgabe einerseits das herausfallen der Organe zu verhindern gegenüber der Schwerkraft, sowie der Verschlusssicherheit von Urin und Stuhl zu gewährleisten.
Bei CPPS Problematiken kommt es zu weiteren Verspannungen im Schulter-Nacken Bereich sowie gegebenen falls in der Kiefermuskulatur.
Im Bereich des Beckens können sich schmerzhafte Triggerpunkte bilden am unteren Rücken und Gesäß, Oberschenkelinnenseite, untere Bauchmuskeln und Hüftbeuger.
Die Dysregulation des vegetativen Nervensystems
Das vegetative Nervensystem regelt unbewußt bzw. automatisch die Funktion innerer Organe wie Herztätigkeit, Atmung, Verdauung und ebenfalls die Organe des urologischen bzw. gynäkologischen Bereichs wie Blase, Darm, Geschlechtsorgane wie Penis und Vagina und Gebärmutter.
Aufgrund des Automatismus unterliegt uns das vegetative Nervensystems nicht unserer bewußten Steuerung.
Das vegetative Nervensystem besteht aus…
Symphatikus | Parasympathikus |
Powernerv | Erholungs- & Regenerationsnerv |
Ist bei CPPS dauernd in Aktion | Kommt bei CPPS nicht zur Erholung |
Löst andauernden Stress bei CPPS aus | Entspannung ist nur schwierig zu erreichen |
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Man könnte es auch so formulieren:
Bei einem CPPS liegt eine Dysbalance zwischen Sympathikus und Parasympathikus vor, was zu einer gesteigerten Sympathikusaktivität und und zu einer mangelnden Parasympathikusaktivität führt und es somit zu einer wahrscheinlich zunehmenden Chronifizierung des CPPS kommt.
Psychische Reaktionen:
Diese entstehen durch die Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit die Betroffene von CPPS häufig haben. Häufig haben Betroffene folgende Gedanken:
- Keiner weiß was ich habe
- Werde ich die Schmerzen jemals wieder los?
- Werde ich jetzt ein Leben mit Dauerschmerzen führen dürfen?
- Wieso nimmt mich keiner ernst?
- Kann ich jemals wieder soziale Kontakte pflegen z. B. Freunde treffen, Theater Besuch
- Kannich jemals wieder schmerzfrei arbeiten?
Solche Gedanken führen häufig zu depressiven Verstimmungen bis hin zu manifesten Depressionen und können zu einem sozialen Vermeidungsverhalten führen, diese seien können:
- Schmerzen beim Sitzen auf harten Stühlen
- Radfahren ist nicht möglich
- Gedanken kreisen um die Schmerzen
- Vermeiden von Geschlechtsverkehr oder erst nicht möglich aufgrund der Schmerzen
- Rückzug aus der Partnerschaft
- Reduzierung der sozialen Kontakte
Lokalbehandlung des Beckenbodens
Beim CPPS geht es im wesentlichen um eine verkrampfte Beckenbodenmuskulatur mit schmerzhaften Triggerpunkten. Diese Triggerpunkte sind Ursache der Schmerzen und auch von Funktionsstörungen.
Was sind Triggerpunkte?
Triggerpunkte werden in der Physiotherapie auch gerne Myogelosen (Myo=Muskel) genannt.
Das sind verhärtete Areale innerhalb eines Muskelbündels, die Schmerzen auslösen können in ganz anderen Körperarealen.
Wie werden Triggerpunkte behandelt?
- Durch manuelle Therapie
- Radiofrequenztherapie, wird gerne auch als Tiefenwärme bezeichnet
- Hochenergie Induktionstherapie
- Dehnen von verkürzten Muskeln im Beckenboden
- Muscle Energy Techniken
Kontraindinziert bei CPPS ist auch das gerne durchgeführte Beckenbodentraining. Da CPPS über verspannte und verkürzte Muskeln verfügt, würde das Beckenbodentraining zu einer zusätzlich vermehrten Spannung und somit auch Schmerzzunahme führen.
In der Physiotherapie wird daher bei CPPS sehr viel mit Wahrnehmung für den Beckenboden, sowie Dehnungs- und Entspannungsübungen gearbeitet um eine Lockerung der verspannten Muskulatur zu erreichen sowie auch den Symphatikus (Powernerv) zu dämpfen um eine vegetaive Balance zwischen Parasymphatikus und Symphatikus zu erreichen.
Atemübungen bei CPPS
Bei der tiefen Bauchatmung wird der Sympathikus beruhigt und der Parasympathikus aktiviert. Durch die bewußte Atmung kann aktiv auf das vegetative Nervensystem Einfluss genommen werden und somit eine Entspannung erreicht werden.
Durch die tiefe Bauchatmung wird der Beckenboden leicht gedehnt und bei der Ausatmung angehoben. Dadurch erhält der Beckenboden Impulse, seine normale Bewegung wieder aufzunehmen.
Bei CPPS sind Atemübungen sehr wichtig.
Entspannungstraining bei CPPS wie:
- autogenes Training
- Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
- Tai Chi
- Mediationen
Diese Techniken dienen dazu die Überaktivität des Sympathikus zu reduzieren.
Egal für welche Technik man sich persönlich entscheidet. Wirksam sind sie alle. Wichtig ist, man muss für sich selbst die passende Technik finden und täglich 15-30 Minuten praktizieren.
Psychische Komponenten: Stress und CPPS
Häufig ist Stress die Ursache für das auslösen eines CPPS. Sollte Stress ausnahmsweise nicht zur Entstehung des CPPS verantwortlich sein, dann erzeugen die anhaltenden Schmerzen, die vergeblichen Behandlungsversuche und die immer wiederholten ergebnislosen Untersuchungen, für eine starke Stressbelastung.
Entspannungstechniken wie Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen, autogenes Training, Yoga, Tai CHI und Meditation spielen in der Behandlung des CPPS eine wichtige Rolle.Welche Technik praktiziert wird spielt nur eine untergeordnete olle. Wichtig ist das regelmäßige Durchführen der Übungen.
Häufig vorkommende schwerwiegende psychische Störungen bei CPPS:
- Neurosen
- Zwangsstörungen
- Angststörungen
- aber auch Vorgeschichten mit sexuellem Mißbrauch oder sexueller Gewalt
Psychische Störungen erfordern professionelle psychotherapeutische Behandlung. Dies kann begleitend zur eigentlichen Therapie des Beckenbodens oder auch um überhaupt erst eine Therapie des CPPS zu ermöglichen.
Eine erfolgreiche Behandlung von CPPS erfordert sehr viel Geduld und Ausdauer. Häufig verspüren Betroffene eine sofortige Verbesserung und Reduzierung ihrer Beschwerden. Aber häufig kommt es zu wiederkehrenden Rückschlägen mit schlechten Phasen. Diese sind häufiger als das die Beschwerden dauerhaft verschwinden. Die Betroffene sind leider erstmal in der hilflosen Phase diese Rückschläge mit schlechten Phasen auszuhalten und konsequent mit Therapie weiter zu machen.
Was macht die Behandlung von CPPS so schwierig?
Die Behandlung von chronischen Schmerzsyndrome sind immer schwierig, langanhaltend und aufwendig zu behandeln.
Eine dauerhafte Beschwerdefreiheit bei CPPS zu erreichen ist oft problematisch und ebenso auch die häufigen Rezivide zu vermeiden.
Für eine langfristige Besserung ist die intensive Mitarbeit des Betroffenen von immenser Wichtigkeit. Dazugehören die täglichen:
- Atemübungen
- Entspannungsübungen bzw. Entspannungstraininga
- Dehnübungen
- Stressreduktion
Durch die Dysregulation des sensiblen vegetativen Nervensystem überwiegt der Sympathikus und der Parasympathikus hat eine mangelnde Aktivität. Diese Dysregulation führt ebenfalls zur einer verstärkten Streßreaktion auf die Muskeln, so dass die Muskeln mehr verspannen.
Das sensible vegetative Nervensystem hat auch EInfluß auf die Behandlungsmöglichkeiten.
Es müssen die richtigen Behandlungsansätze und Behandlungsintensitäten ausgewählt werden.
Ist die Behandlung zu schwach ist keine Verbesserung möglich. Ist die Behandlung zu stark, kann das überempfindliche Nervensystem überlastet werden, es kann zu einer vorübergehenden Verschlechterung kommen.
Häufige Behandlungen können entgegengesetzt der Meinung eher zu einer Verschlechterung führen als zu einer Verbesserung.
Eine adäquate Behandlung von Behandlungsintensität und Behandlungsfrequenz ist der entscheidende Faktor für den Erfolg der Behandlung.
Welcher Ansatz der richtige ist, kann sich von Patient zu Patient stark unterscheiden.
Oft müssen verschiedene Behandlungsansätze ausprobiert werden, bis man für den speziellen Betroffenen die am besten geeignete und wirksamste Therapieansätze findet.
Zum Abschluss:
Was Sie über das chronische Beckenschmerzsyndrom CPPS wissen sollten
- Das CPPS ist eine chronische Schmerzkrankheit
- Das CPPS kann man eindeutig diagnostizieren
- Das CPPS lässt sich erfolgreich behandeln
- Die ganzheitliche Behandlung des CPPS erreicht bei den meisten Patienten eine rasche Besserung innerhalb weniger Wochen
- Die ganzheitliche Behandlung verringert die Häufigkeit und Schwere von Rezidiven und führt oft zur anhaltenden Beschwerdefreiheit
- Die ganzheitliche Behandlung benötigt vor allerfrühestens Langzeiterfolge die Mitarbeit des Patienten
- Es gibt leider nur wenige Physiotherapeuten und noch viel weniger Ärzte, die sich mit der Behandlung des CPPS auskennenDas CPPS (Chronic Pelvic Pain Syndrom)
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