In Gegensatz der Annahme nur Frauen haben einen Beckenboden, so haben Männer ebenfalls einen Beckenboden. Der männliche Beckenboden unterscheidet sich hinsichtlich den weiblichen Beckenboden in ein paar Auffälligkeiten.
In der Männerwelt ist das Thema Beckenboden, Beckenbodenbeschwerden, erektlie Dysfunktion, Beckenbodenschmerzen (z.B. Chronic Pelvic Pain Syndrom) immer och ein großes Tabuthema und deshalb gehört das Thema offen angesprochen.
Anatomischer Aufbau des Beckenbodens
5 Tipps für Männer bei Inkontinenz und Probleme mit dem Beckenboden
Informieren Sie sich: Im Internet finden Sie Informationen und erste Anlaufstellen. Trauen Sie sich ihren Urologen, Hausarzt oder auch im Bekanntenkreis zu fragen. Mit Sicherheit haben einige Männer in Ihrem Alter ähnliche Beschwerden oder im Bestenfall schon Tipps, Tricks und Erfahrungsberichte. In diesem Artikel finden Sie hilfreiche Informationen zum Thema.
Suchen Sie Hilfe: Viele Männer trauen sich nicht, Probleme mit Fachpersonal, wie einem Arzt zu besprechen. Das kann neben dem Urologen, Proktologe auch der Hausarzt sein. Sie können sich aber sicher sein, dass Ihr Arzt nicht das erste Mal von derartigen Beschwerden hört. Inkontinenz darf kein Tabuthema für sie sein!
Packen Sie es an: In der Physiotherapie bekommen Sie nötige Hintergrundinfos, Hilfestellungen und Übungen, sodass Sie im Alltag wieder durchstarten können.
Bleiben Sie dran: Eigeninitiative ist wichtig. Ihr Physiotherapeut klärt Sie über Ihr Übungsprogramm, Sport und Alltägliches auf.
Erzählen Sie es weiter: Helfen Sie mit, Inkontinenz aus der Tabuzone zu befreien. Sie können Freunden oder Verwandten von Ihren Erfolgserlebnissen berichten und anderen Betroffenen Mut machen.
Das Training des Beckenbodens galt lange Zeit als „Sache der Frau“. Den wenigsten Männern ist klar, dass durch gezieltes Beckenbodentraining ein etwaiger Harnverlust unter Kontrolle gebracht werden kann. Auch eine erektile Dysfunktion kann mit Physiotherapie behandelt werden. Die Beckenbodentherapie wird in meiner Praxis individuell angeleitet und nocht wie in den meisten Fällen üblich als ganz normales Beckenbodentraining abgetan.
Männer sind Männer
Der Beckenboden eines Mannes ist anatomisch gesehen stabiler als der der Frau, da er eine Körperöffnung weniger hat und aus dichterem Muskelgewebe besteht. Der Beckenring ist beim Mann wesentlich schmaler. Männer müssen keine Kinder gebären können. Die Harnröhre ist viel länger und wird von dem M. bulpospongiosus umfaßt.
Die Anatomie des männlichen Beckenbodens
Der Beckenboden ist von aussen nicht sichtbar, schliesst den Bauchraum nach unten ab und besteht aus drei muskulären Schichten. Er dient im Wesentlichen zur Lagesicherung der Bauch- und Fortpflanzungsorgane und kann zu grossen Teilen willkürlich gesteuert werden. Aus diesem Grund kann der Beckenboden, wie jeder andere willentlich steuerbare Muskel, trainiert werden.
Prostata: kleine Drüse, grosse Probleme
Die Prostata, oder auch Vorsteherdrüse genannt, liegt im Bauchraum unterhalb der Harnblase und ummantelt den oberen Teil der Harnröhre. Sie gleicht in Form und Grösse einer Kastanie und grenzt mit ihrer Rückseite an den Mastdarm. Die Prostata produziert ein Sekret, dass bei der Ejakulation in die Harnröhre abgegeben wird und ca. 30% des Ejakulats ausmacht. In jungen Jahren ist die Prostata wichtig und meist wird sie überhaupt nicht wahrgenommen. Bei älteren Männern sieht das schon ganz anders aus.
Gutartige Vergrösserung der Prostata (Benigne Prostatahyperplasie: BPH)
Die Benigne Vergrösserung der Prostata zählt zu den häufigsten Erkrankungen der zweiten Lebenshälfte bei Männern. Es betrifft fast 50% der 50 jährigen und 70-80% der über 70 jährigen. Es handelt sich um eine gutartige, knotige Vergrösserung der Prostata. Sie wächst dann von Kastaniengrösse auf Orangengrösse. Ca. 20% der Männer haben Beschwerden, die therapiert werden müssen: kaum unterdrückbarer Harndrang und deutlich erhöhte Toilletenfrequenz belastet betroffene Männer stark. Kann der Harndrang nicht mehr unterdrückt werden, kommt es zur Inkontinenz. In einem späteren Stadium kann es zu Restharnbildung, Harnwegsinfekten, Blasensteinen und in weitere Folge zur sogenannten Überlaufblase kommen.
Gutartige Prostatavergrösserung betrifft 50% der 50-Jährigen
Prostatakarzinom
Das Prostatakarzinom ist mit ca. 26% die häufigste bösartige Erkrankung des Mannes und liegt in Europa auf Platz 1 der Krebsneuerkrankungen. Weltweit ist es die zweithäufigste Krebsdiagnose. Diagnostiziert wird der Tumor üblicherweise mittels Urintest, Blutuntersuchung, Tastbefund, Biopsie oder einem MRT.
Durch die radikale Prostatektomie (komplette Entfernung der Prostata) wird das Karzinom beseitigt. Oft wird zusätzlich mit Strahlentherapie behandelt. Zu den häufigsten Komplikationen nach Prostatektomie gehören vor allem die Harninkontinenz und die erektile Dysfunktion.
Wenn man(n) undicht ist:
Sprechen wir über Harninkontinenz. Die Ursachen dafür können vielseitig sein:
Operationen (Prostata, Blase, Darm…)
Prostatavergrösserung
Bestrahlung bei einem Karzinom
Traumata
Organische Ursachen (Herzinsuffizienz, Blasensteine, Divertikel, Harnwegsinfektionen, chronischer Huste, Diabetes Mellitus…)
Neurologische Ursachen (Multiple Sklerose, Parkinson, Schlaganfall, Alkoholmissbrauch…)
Oft werden Beschwerden wie Nykturie (häufiges nächtliches Wasserlassen), Polakisurie (zu häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen), Dysurie (erschwertes Wasserlassen), verstärkter Harndrang, Harnverlust beim Husten, Niessen, Sport, Arbeit oder Belastung, Restharn oder eine abgeschwächte bzw. fehlende Erektion von Betroffenen Männern einfach so hingenommen. Das alltägliche Leben muss danach ausgerichtet werden. Die meisten dieser Beschwerden könnten aber sehr gut behandelt werden.
Dranginkontinenz (ovaer active bladder: OAB)
Die Dranginkontinenz ist eine Form von Inkontinenz und durch einen unwillkürlichen Harnverlust bei sehr starkem Harndrang gekennzeichnet. Symptomatisch dafür ist eben der starke, unbeherrschbare Harndrang, erhöhte Frequenz des Toilettenbesuchs und häufiges, nächtliches urinieren mit oder ohne Harnverlust.
Dranginkontinenz hat meist starke Auswirkungen auf den Alltag: Patienten leiden unter ständiger Angst vor unfreiwilligem Harnverlust und isolieren sich teilweise von ihrer Aussenwelt. Aktivitäten und Ausflüge können nicht mehr wie früher wahrgenommen werden. Es kommt zum vorbeugenden entleeren der Blase und mit der Zeit zu einer Reduktion der Blasenkapazität.
Beckenboden und die Physiotherapie
Dass Physiotherapie bei Problemen mit dem Beckenboden Sinn macht, ist wissenschaftlich bestätigt und wird mittlerweile von vielen Ärzten ganz selbstverständlich verordnet beziehungsweise empfohlen. Wir beschreiben Ihnen ganz grob wann und warum Physiotherapie Sinn macht und was Sie in der Therapie erwartet.
Physiotherapie vor einer Prostataoperation
Wissen: Sie erhalten allgemeine Informationen über das Krankheitsbild, die Operation und Tipps und Tricks für die Zeit nach der Operation. Bereits aufgeklärte und gut informierte Patienten sind besser in der Lage mit den krankheitsbedingten Problemen, wie Angst und Schmerz umzugehen.
Vorsprung: Das Lernen der Aktivierung des Harnröhrenschliessmuskels ist vor der Operation leichter als nach der Operation.
Kräftiger in die OP: Sie können die Muskulatur schon vor der Operation kräftigen und profitieren nach der OP von einem starken Beckenboden.
Gute Beziehung: Sie wissen, an wen Sie sich auch nach der Operation wenden können und haben im besten Fall bereits eine gute Verbindung zum Therapeut.
Physiotherapie nach einer Prostataoperation
Inhalte der postoperativen Therapie sind zum Beispiel:
Beratung: Do´s und Don´ts, Alltagstipps, wie z.B. Toiletteverhalten
Training des Harnröhrenschliessmuskels
Potenzberatung und Schwellkörpertraining
Beckenmobilisation
Funktionelles Bauchmuskeltraining
Atem- und Haltungsschulung
Behandlung einer Dranginkontinenz
Entstauungsmassnahmen, z.B. Lymphdrainage
Physiotherapie bei Dranginkontinenz
Die Behandlung der Dranginkontinenz ist etwas schwieriger und langwierig, aber auf alle Fälle lohnenswert. Folgende Massnahmen helfen:
Atemtraining
Toillettenregeln
Entkonditionierung („Umprogrammierung“ z.B. mithilfe eines „Toilettentagebuchs“)
Enstspannungstechniken
Tapeing und Elektrotherapie
Erlernen von Aufschubmechanismen
Fakten:
Urinmenge/Tag: ca. 2000ml.
Miktionen (Toilettengänge) pro Tag: 4-6
Urinmenge pro Miktion: 350-500ml
Miktionen pro Nacht: maximal 1 (unter 60 Jahren)
Durchschnittlich benötigte Flüssigkeitszufuhr pro Tag: 30-40ml pro kg Körpergewicht
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